Kinder und Tiere

„Ich bin mit Tieren aufge­wachsen.” Diesen Satz werden Sie häufig hören, wenn Sie besonders ausge­gli­chene, sozial engagierte Menschen ansprechen. Tiere sind oft die treuesten Kinder­freunde, wenn Sie als Eltern ein paar kleine „Freund­schafts­regeln” aufstellen.

Lassen Sie sich bei der Auswahl eines Haustieres nicht davon leiten, wie niedlich ein Tier im Fernsehen, im Tierheim oder in der Tierhandlung aussieht. Je mehr Sie sich im Vorfeld über die Bedürf­nisse eines Tieres infor­mieren, um so ernster ist auch Ihr Kind bei der Sache.

Manche Menschen sehen Haustiere als wandelnde Keimschleudern – und denken mit Grauen daran, was ihre Kinder sich „alles wegholen können”. Dabei sind Kinder selbst beim Spielen auch nicht gerade zimperlich und so mancher Dreck kurbelt das Immun­system erst so richtig an.
Kinder brauchen Grenzen und überschaubare Regeln, heute mehr denn je. Durch den Umgang mit Tieren lernen sie meistens genau das. Manchmal brauchen die Tiere aller­dings ein wenig „Hilfe­stellung” durch die Eltern.

Was Kinder nicht dürfen:

• Tiere wie Spielzeug behandeln
• Tiere beim Essen oder Schlafen stören
• Tieren weh tun, sie verletzen
• Tiere immer wieder herumscheuchen
• Bei Hunden: Fortwährend an der Leine zerren
• Tiere in Behälter einsperren

Wichtig bei all diesen Reaktionen ist für die Eltern die Einschätzung der Situation: Hilfreich ist es dabei, sich vorzu­stellen, dass das Kind kein Tier, sondern einen gleich­ar­tigen mensch­lichen Spiel­ka­me­raden vor sich hat. Dann wird rasch deutlich, ob das Kind das Tier als „niederes” Wesen einschätzt, mit dem es machen kann, was es will oder ob es ab und an einen Streit anzettelt, weil es seine Kräfte messen und seine Grenzen ausloten möchte, so wie es das auch mit seinen Kameraden in der Krabbel­gruppe oder im Kinder­garten tun würde.In letzterem Fall reguliert sich die Situation durch die Reaktion des Tieres meist rasch von allein. Eltern sollten aber in beiden Fällen dem Geschehen nicht tatenlos zusehen.

Wie reagieren Eltern richtig?
Zeigen Sie bei Fehlver­halten Ihres Kindes deutlich Ihren Ärger: Hat Ihr Kind den Hund gekniffen? Dann machen Sie ihm klar, dass bei Ihnen in der Familie nicht gekniffen wird, warum auch immer!
Reden Sie mit dem Kind über das, was passiert ist: Meistens stellt sich heraus, dass das Kind das Tier als gleich­wer­tigen Partner ansieht. Machen Sie ihm dann behutsam klar, dass das Tier nicht jeden Zusam­menhang begreift, z.B. manche Besitz­ver­hält­nisse oder verspätete Strafen.
Stempeln Sie das Tier bei einer Ausein­an­der­setzung nicht automa­tisch zum Sündenbock: Lassen Sie sich die Situation genau beschreiben. Hat das Kind das Tier erschreckt oder geärgert (“Ich hab gar nichts gemacht, bloß mal am Schwanz gezogen…”), dann sollten Sie auf Konse­quenzen verzichten.

Lernen Sie die Sprache der Tiere: Dann können Sie auch Ihrem Kind beibringen, dass das Verhalten eines Tieres zu respek­tieren ist. Denn ein gesundes Tier warnt, bevor es sich wehrt. Diese Warnungen sollten Sie nicht als Gefahr missdeuten.

Greifen Sie sofort ein, wenn Sie eine „brenzlige” Situation bemerken: Knurrt der Hund ein Kleinkind an, kann dieses die Warnung noch nicht deuten. Entfernen Sie es ohne Hektik aus der Nähe des Hundes. Bei Katzen reicht es nicht, dem Kind nur beizu­bringen, dass es ihnen nicht weh tun darf. Es muss lernen, dass diese Tiere einen viel größeren Freiraum brauchen als Hunde und diesen auch vertei­digen. Ein Hund, der knurrt, wird oft als gefährlich und unbere­chenbar einge­stuft, obwohl er nur zuver­lässig klar macht, dass er seine Ruhe will. Die Katze, die „plötzlich gekratzt” hat, gibt lange vorher Warnzeichen – Sie haben sie bloß nicht erkannt. Es lohnt sich, die Sprache der Tiere zu lernen.