Alles war da, ein angenehmer Frühlingstag mit viel Sonne, gut gelaunte Teilnehmer, interessante Hunde und ein vielversprechendes Thema. Nur eines fehlte, Frau Lübbe –Scheuermann, sie konnte krankheitsbedingt leider nicht selber kommen. Dafür aber schickte sie Frauke Loup, eine ihrer langjährigen und sehr kompetenten Hundetrainerinnen zusammen mit Silke Giesing, beide dem Tierheim bereits bestens bekannt durch vorangegangene Seminare und Zusammenarbeit.
Nachdem sich die Teilnehmer alle kurz vorgestellt hatten, konnte es denn auch gleich losgehen. Frau Ziehe, die Hundebeauftragte des Vereins, die auch als Hundetrainerin dort tätig ist, hatte zunächst Falko ausgesucht, den im November 2013 geborenen Border Collie-Rottweiler-Mischling. Der steckt noch mitten in seiner Entwicklungsphase und so kam er auch recht entspannt und auf alles neugierig auf den Platz. Schnell wurde klar, dass er Menschen mag und Interesse zeigt. Dazu wurde ihm Donna (Dogo Argentino, geb. 2012) auf den Platz geschickt, die es auf eine überaus nette Art schaffte, den doch gelegentlich noch rüpeligen Jungspund gut im Griff zu haben. Es war schön mitanzusehen, wie sich die beiden kennenlernten und dann auch miteinander umgingen. Die souveräne Hündin brauchte nur kurz den Kopf zu drehen um Falko wegzuschicken, ließ ihn aber auch gewähren. Dann wurde sie durch Diva (Hütehund-Mix, geb. 2013) ausgetauscht, ebenfalls eine starke Hündin, mit der Falko momentan zusammenlebt. Der Umgang war wieder anders, klar war aber, dass Falko sich sehr an einem starken Hund orientiert und durch seine Menschen Führung braucht, die er gerne annimmt. Das bestätigte sich auch, als man Rex (Hütehund-Mix, geb. 3. 2014) dazu holte. Er zeigte sich als unsicher und wurde entsprechend von Falko bestürmt, dem er sich unterordnete. Da beide noch viel lernen müssen, wäre diese Kombination dauerhaft nicht gut. Silke Giesing hatte alles auf Video festgehalten und so konnten wir die einzelnen körpersprachlichen Ausdruckformen in aller Ruhe und mit Zwischenfragen auf uns wirken lassen. Es ist immer wieder verblüffend, wieviel dem menschlichen Auge entgeht und was die Kamera noch an den Tag bringt. Auch für diejenigen, die sich schon öfter mit dieser Thematik beschäftigt haben, ergibt sich ebenfalls immer wieder Neues, aber man merkt auch, dass der Blick geschulter wird. Spannend bleibt die Betrachtung solcher Interaktionen aber immer.
Nachdem man sich dann auch mit Suppe, Salaten, Brötchen oder Kuchen in einer Pause gestärkt hatte, konnte es weitergehen. Dieses Mal ging es auch darum, wie die Mensch-Hund-Interaktionen aussehen, welchen großen Einfluss das andere Ende der Leine auf das Verhalten der Hunde hat. Und als erstes Beispiel kam Penny (Terrier-Mischling, geb. 3. 2013), geführt von Heike Strohmann, auf den Platz.
Die Hündin wurde an einen noch hundeunerfahrenen Teilnehmer übergeben und es zeigte sich, dass sie versuchte, die Führung zu übernehmen, ihren Menschen sogar abzuschirmen. Aber sie war gut beeinflussbar, was der Teilnehmer unter Anleitung dann auch schnell merkte, sie nahm die Führung sogar sehr gut an und entspannte sich zusehends.
Der nächste Kandidat war Carlos (Schäferhund, geb. 2013), der ebenfalls von einem unserer langjährigen und erfahrenen Gassigeher geführt wurde. Der Hund wurde zunächst im Freilauf beobachtet, dann seine Interaktion mit Menschen und Hunden (s.u.). Man konnte an seinem Verhalten gut erkennen, vor allem später im Video, dass Carlos sehr feinfühlig ist, so ließ er sich z. Bsp. gut wegschicken. Als Fazit ließ sich festhalten, dass im Umgang mit Carlos vor allem ein frühes Sichdurchsetzen ohne Härte nötig ist, und dass er aufgrund seiner guten Reaktionen relativ leicht zu erziehen ist.
Die bereits genannten verschiedenen Interaktionen zwischen den Hunden wurden erst mit Carlos und Biene (Mittelschnauzer-Mix, geb. 2012), dann mit Carlos und Diva beobachtet. Es war sehr interessant zu sehen, wie Carlos auf die bewegungs- und spielfreudige Biene reagierte, und wie er mit mehr Respekt sich an die souveräne Diva heran wagte. Beide Hundekonstellationen wurden als gut möglich eingestuft, wobei Diva diejenige sein dürfte, die Carlos eher das Hundebenimm beibringen könnte.
Den Abschluß machte Timot (Schäferhund-Mix, geb. 2012) mit seiner Patin, die das vor Wochen begonnene intensive Training mit ihm sehr engagiert fortsetzt. Hier galt ebenfalls, dass man nach den Erklärungen von Frauke Loup insbesondere auch wieder später im Video deutlich erkannte, welche Signale vom Hund und ebenso vom Menschen ausgehen und wie sich durch wenige Maßnahmen Änderungen im Verhalten des Hundes bewirken lassen. So versucht Timot auf eine ganz subtile Art seine Menschen zu manipulieren. Dies fällt umso öfter auf, je mehr man darauf achtet und das war genau das Ziel dieses Seminars. Der Mensch sieht genauer hin und ist anschließend überrascht, was uns unsere Hunde mitteilen bzw. wie oft sie es versuchen und wir es nur nicht verstehen.
Vor diesem Hintergrund war es wieder einmal ein rundum gelungener Tag, der von allem etwas zeigte und nach dem man ahnt, dass es noch viel zu entdecken gibt. Alle Teilnehmer kamen auf ihre Kosten und konnten mit einem überaus zufriedenen Ergebnis abschließen. Wir haben sogar schon wieder Themenvorschläge für das nächste Mal gesammelt und hoffen, dass wir schon bald einen neuen Termin anbieten können.
Vielen Dank, Frauke, für Deine geduldigen und spannenden Ausführungen und Dir, Silke, für Deine tolle Kameraführung. An dieser Stelle auch ein Dankeschön an alle, die uns bei der Vorbereitung des Seminars unterstützt haben.